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Es ist wichtig, dies über ADHS zu wissen


Eine ADHS-Diagnose ist sehr aufwendig. Sie besteht aus medizinischen Untersuchungen, langen Gesprächen mit den Betroffenen, Befragungen von Angehörigen und – im Idealfall – neuropsychologischen Tests. Sie sollte am besten von Ärzt:innen oder Psycholog:innen durchgeführt werden, die sich auf ADHS spezialisiert haben.

Entsprechend den Diagnosekriterien sowie den Leitlinienempfehlungen erfordert eine Diagnose, dass die Symptomatik über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten in mehreren Lebensbereichen (etwa Schule und Familie) auftritt, von der alterstypischen Entwicklung abweicht und mit Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit im Alltag einhergeht.

Medizinische Untersuchungen

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Zunächst sollte das Alter des Kindes berücksichtigt werden: Bei sehr jungen Kindern sind impulsive Verhaltensweisen altersgerecht und damit normal. Wenn Kinder früh eingeschult werden, wirken sie im Vergleich zu den anderen älteren Kindern hibbelig oder impulsiv. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die zu den Jüngsten in ihrer Klasse zählten, häufiger eine ADHS-Diagnose bekamen als andere. Das lag vermutlich nicht daran, dass sie tatsächlich häufiger ADHS hatten – sie fielen im Vergleich zu den älteren Kindern nur mehr auf. Eine Diagnose sollte darum erst ab einem Alter von sechs Jahren gestellt werden.

Auch andere medizinische Ursachen sollten ausgeschlossen werden: So können unter anderem auch Schlafstörungen, eine Schilddrüsenüberfunktion, Sehfehler oder Schwerhörigkeit für Konzentrationsschwierigkeiten, Schulprobleme oder Hyperaktivität sorgen.

Standardisierte Interviews

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Auf Klo

Auch lange Gespräche mit den diagnostizierenden Ärzt:innen gehören zum Diagnoseverfahren. Anhand von standardisierten Fragebögen beschreiben die Betroffenen ihren Leidensdruck und die vorherrschenden Symptome – aus denen sich auch das Ziel der Behandlung ableitet: “Nicht auf jede Diagnose folgt auch eine Behandlung”, sagt Dr. Schöttle. “Manchen Betroffenen reicht es, eine Erklärung für ihre Probleme und Wissen über ADHS zu haben. Andere wollen mithilfe der Therapie in der Schule oder im Beruf besser zurechtkommen oder ihr Familienleben und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern.” Die Behandlung sollte dann auf die Ziele der Patient:innen abgestimmt werden.

Gespräche mit Angehörigen vervollständigen das Bild. Typische Fragen an Eltern sind beispielsweise:

  • Ist Ihr Kind vergesslich, lässt es sich leicht ablenken oder kann es sich nur schlecht konzentrieren?
  • Klettert Ihr Kind häufig auf Gegenstände, unterbricht und stört andere oft oder hat viele Wutausbrüche?
  • Verhält es sich in der Schule und zu Hause so?
  • Wie lange beobachten Sie dieses Verhalten schon bei Ihrem Kind?
  • Leidet die schulische Leistung Ihres Kindes darunter oder findet es wegen seines Verhaltens keine Freunde und ist deshalb unglücklich?

Außerdem kann die frühe Lebensgeschichte wichtige Anhaltspunkte liefern: Gab es Komplikationen in der Schwangerschaft oder in den ersten Lebensmonaten? Kann ein Fetales Alkoholsyndrom als Ursache ausgeschlossen werden?

Eine gute Diagnose basiert hier auf möglichst umfangreichen Informationen: Nicht nur die Eltern, sondern auch Geschwister, Freund:innen oder Lehrer:innen sollten nach Möglichkeit befragt werden. Gerade die Grundschulzeugnisse enthalten wichtige Hinweise, weil sie auch eine Beschreibung und Bewertung des Sozialverhaltens beinhalten.

Neuropsychologische Tests

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Neuropsychologische Tests sind eine gute Ergänzung zur Leitlinien-Diagnostik”, meint der klinische Psychologe Christian Mette. “Leider haben nicht viele Einrichtungen die Instrumente dafür.”

Bei diesen Tests werden verschiedene Aufmerksamkeitsparameter gemessen: Wie stabil bleibt die Aufmerksamkeit bei einer eintönigen Aufgabe? Wie gut kann jemand bei einer Aufgabe mehrere Dinge gleichzeitig beachten? Wie effizient arbeitet das Arbeitsgedächtnis? Wie schnell entstehen Assoziationen und Verknüpfungen im Gehirn?

Auf Grundlage dieser Ergebnisse kann auch der Therapieerfolg messbar gemacht werden.

Dazu kommt: “Wenn wir hier feststellen, dass Patient:innen etwa nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben, müssen wir natürlich auch die Therapie entsprechend gestalten und die Sitzungslänge und den Sitzungsaufbau anpassen”, ergänzt Prof. Mette.

Im Erwachsenenalter wird die Diagnose schwieriger

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Bei Erwachsenen sei es schwieriger, die Störung zu diagnostizieren, erklärt Psychotherapeut Mette, denn: “ADHS ist laut Diagnosekriterien eine Störung des Kindes- und Jugendalters. Wir müssen also nachträglich zeigen, dass die Symptome schon in der Kindheit bestanden haben.”

Wichtige Informationsquellen sind auch hier die Grundschulzeugnisse sowie, wenn möglich, Gespräche mit Eltern oder Angehörigen.

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Author: Ivan Manning

Last Updated: 1702466642

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